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Kopfüber (Spielfilm)

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Kopfüber (Film)
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Filmgattung Spielfilm
Alterbeschränkung / Empfehlung 12 Jahre
Erscheinungsjahr 2013

Kopfüber ist ein deutsches, im Jahr 2013 veröffentlichtes Filmdrama, das sich in kritischer Weise mit ADHS auseinandersetzt. Die Regie führte der deutsche Regisseur Bernd Sahling. Die Kinopremiere des Films fand am 30.10.2013 in Weimar statt.

Handlung

Sascha Mertens (Marcel Hoffmann) ist ein aufgeweckter Junge, der es liebt, in seiner selbstgebauten Werkstatt an seinem Fahrrad herumzubasteln. Mit seiner besten Freundin Elli (Frieda Lehmann), die Sascha im Gegensatz zu den meisten seiner Klassenkameraden so akzeptiert, wie er ist, unternimmt er gern ausgedehnte Radtouren. Sascha ist ein Junge mit vielen Talenten und Interessen, hat jedoch starke Schulprobleme und muss deshalb eine Förderschule besuchen. Mit seinen zehn Jahren kann er weder lesen noch schreiben.

Saschas Schwierigkeiten weiten sich aus, als er beginnt, in der Schule mehr und mehr aufzufallen. Seine Lehrer beschweren sich über sein lautes, oft aggressives Verhalten. Als Sascha schließlich des Diebstahls überführt wird, weiß seine Mutter, Frau Mertens (Inka Friedrich) keine andere Lösung mehr, als mit ihrem Sohn Hilfe vom Jugendamt in Anspruch zu nehmen. So tritt der Erziehungsbeistand Frank (Claudius von Stolzmann), den Sascha aber viel lieber als Bodyguard sieht, in das Leben der vierköpfigen Familie.

Durch Franks Unterstützung kommt der Verdacht auf ADHS bei Sascha auf, der sich bald bestätigen wird. Es folgt eine Therapie, bei der Sascha Medikamente einnehmen soll, um besser mit seiner ADHS umgehen zu können. Sascha kann sich jetzt besser konzentrieren und auch sein Sozialverhalten bessert sich. Als Saschas Freundin Elli jedoch bemerkt, dass er sich durch die Medikamente zu verändern beginnt, setzt Sascha die Medikamente wieder ab, um seine Lebensfreude wiederzugewinnen. Doch sein Martyrium scheint schon bald von Neuem zu beginnen.

Hintergrund

Drehbuchautor und regieführend war der deutsche Regisseur Bernd Sahling. Sahling war in den 90er Jahren als Familienhelfer tätig. Er wurde durch die Arbeit mit einem zehnhährigen Jungen zu dem Filmkonzept inspiriert, Kopfüber orientiert sich laut ihm sehr nah an seinen eigenen Erfahrungen mit dem damals Zehnjährigen.[1] Die Geschichte des Jungens Sascha spiegle „genau das wieder, was er [Sahling] damals erlebt habe“, wobei für ihn eine möglichst authentische Perspektivenwiedergabe des Jungen Priorität hatte.[2]

Der Film wurde mit einem Budget von ca. 1 Mio. Euro an 32 Drehtagen produziert.[3] Förderungen wurden durch das Kuratorium junger deutscher Film, die Mitteldeutsche Medienförderung, den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, den Deutschen Film Förder Fonds sowie die Hessische Filmförderung geleistet. Das Drehbuch wurde mit Unterstützung der Akademie für Kindermedien, einer Initiative des Fördervereins Deutscher Kinderfilm e.V., entwickelt.[4]

Kritik

Der Film wurde überwiegend positiv rezipiert, war jedoch auch Gegenstand von Kontroversen. So habe der Film laut einer Kritik des ADHS Deutschland e.V. zwar hohen Unterhaltungswert, könne aber weder hinsichtlich der Lebenswirklichkeit von Betroffenen, noch des Diagnose- und Therapiealltags einen hohen Anspruch auf Wirklichkeitsnähe erfüllen.

Die Zeit bewertete Kopfüber sehr positiv und lobte den Film neben seiner dramatischen Tiefe und seiner Inszenierung dahingehend, dass "Zehnjährige im Kinosessel sitzen bleiben, aber nicht mit dämonisierenden Übertreibungen abgespeist werden":[5]

„Kopfüber indes, in konzentrierter Ruhe gefilmt, ist ein geradezu klassisches Drama im Sinn des unlösbaren, also mitreißend tragischen Konflikts. Sascha erhält, nachdem bei ihm ADHS diagnostiziert wurde, Medikamente. Sie helfen ihm, den Analphabetismus zu überwinden. Aber sie verändern sein Wesen. Sie machen aus dem ruhelosen und unkontrollierten einen müden und antriebsschwachen Jungen. Sascha kann jetzt lesen. Ein unschätzbarer Gewinn. Aber das lesende Kind ist nicht mehr es selbst. Und dieser Verlust lässt sich unmöglich gegen den Gewinn aufwiegen. Es gibt, anders gesagt, in dieser Geschichte kein Richtig und kein Falsch, keine über- und keine unterlegene moralische Entscheidung. Genau das aber macht Kopfüber so spannend. Man sitzt im Kino und vergisst, dass man eigentlich wenig Lust hatte auf einen Film über das durchpalaverte Allerweltsthema ADHS. Die Chance, dass es jugendlichen Zuschauern genauso geht, ist gar nicht so klein.

-Zeit Online, aus „Wie aus Sascha ein anderes Kind wird“, am 07.11.2013

Die Wiesbadener Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) verlieh dem Film das „Prädikat wertvoll“:[6]

„Die Erzählung aus Saschas Perspektive überzeugt durch die bis ins Detail recherchierte Darstellung der Lebenswelt eines an ADHS erkrankten Jungen, der von Marcel Hoffmann wunderbar verkörpert wird. Die Krankheit und der Umgang damit stehen im Mittelpunkt des Films. Einen wichtigen Stellenwert räumt der Film vor allen Dingen der Freundschaft zwischen Elli und Sascha ein. Durch sein außergewöhnliches und hochaktuelles Thema und seine sensible Erzählhaltung lädt der Film sowohl Kinder, Jugendliche als auch Erwachsene zum Nachdenken ein“.

Der stellvertretende Vorsitzende des ADHS Deutschland e.V., Johannes Streif, kritisierte den Film vor allem aufgrund der seiner Meinung nach angewandten Stereotypisierungen und bezeichnete die Inszenierung der ADHS-Diagnose und Therapie als „plakativ-albern“ und „polemisch“. So habe der Film „mit der ADHS, ihren Symptomen und ihrer Behandlung kaum etwas zutun“:[7]

„Die ADHS macht einen Menschen weder zu einem lebensfrohen Clown noch zu einem verhaltensgestörten Monster. Genauso wenig ruiniert ihre Therapie jedwede Kindheit. Ja, es gibt falsche Diagnosen und falsche Behandlungen – bei der ADHS, beim Hautauschlag, beim Krebs. Doch selbst als Einzelfallschilderung zu Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten zeigt „Kopfüber“ ein unplausibles Wunder der Transformation, das kein Kinderhirn leistet, Tablette hin oder her, sondern vielmehr dem Hirn kenntnisloser Erwachsener entspringt (...) Die „Deutsche Film- und Medienbewertung“ (FBW) hat „Kopfüber“ das Prädikat „wertvoll“ verliehen. Das kann man für die erste Stunde des Films durchaus gelten lassen. Dass „die Krankheit und der Umgang damit […] im Mittelpunkt des Films“ stehen, wird hingegen nur jemand schreiben, der absolut kein Wissen über die ADHS hat“.

-Johannes Streif am 07.11.2013

Weblinks

Weitere interessante Artikel

Quellen

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