Nikotin
Nikotin wird von Betroffenen der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung häufig als Substanz zur Selbstmedikation eingesetzt. Der Wirkstoff wird zumeist oral über Tabakrauch eingenommen. Nikotin hat Auswirkungen auf den Dopaminhaushalt, was sich positiv auf das Befinden ADHS-Betroffener auswirken kann, wie Studien der University of California zeigen. Aus der Studie ging hervor, dass sich Nikotin in ähnlicher Weise wie Methylphenidat auf das Nervensystem ADHS-Betroffener auswirken kann, da es über nikotinerge Rezeptoren zur Beeinflussung des dopaminergen Transmittersystems kommt. Ähnlich wie bei der Behandlung mit Methylphenidat kommt es durch Nikotin zu einer sogenannten Down-Regulation von Dopamintransportern im Striatum der Basalganglien, was die Dopaminmenge im synaptischen Spalt steigen lässt und einen spontanen Anstieg der Konzentration erwirkt. Aufgrund dieses von Betroffenen angenehm erlebten Effekts fällt es ihnen im Vergleich zu nicht Betroffenen Rauchern noch schwerer, das Rauchen wieder aufzugeben.[1].
Studien der Universität Freiburg weisen außerdem darauf hin, dass ADHS-Betroffene deutlich mehr rauchen, als nicht Betroffene, und auch schon früher mit dem Rauchen beginnen. Für ADHS-Betroffene besteht ein doppelt so großes Risiko zur Entwicklung einer Nikotinabhängigkeit.[2]
Pränatale Risiken
Nikotinkonsum in der Schwangerschaft wird laut Studien als Risikofaktor für die pränatale Entwicklung der ADHS betrachtet. Das Vererbungsrisiko der ADHS ist bei Tabakkonsum während der Schwangerschaft zweieinhalbmal so hoch.[3] Das erhöhte ADHS-Risiko des Rauchens während der Schwangerschaft konnte in einer Studie des Jahres 2019 abermals aufgezeigt werde.[4]
Methylphenidat und Nikotinsuchtprävention
Eine randomisierte Doppelblindstudie mit dem Retardpräparat Concerta (Methylphenidat-OROS) weist darauf hin, dass die Einnahme von Methylphenidat bei vorliegender Nikotinsucht nicht erleichternd auf den Entwöhnungsprozess ADHS-Betroffener einwirkt.[5]
Siehe auch
Weblinks
- Ärzteblatt (27.02.2019): Rauchen in der Schwangerschaft erhöht ADHS-Risiko der Kinder
- Spektrum.de: Die Macht des Kaffees und der Zigaretten
Studien
- Holzner, S. J.: ADHS im Erwachsenenalter und Nikotinabhängigkeit (PDF)
Weitere interessante Artikel
- COMT
- Homöopathie
- SDQ
- Ronni Rocket: Wie das ADHS siegt und wie es scheitert (Spielfilm)
- Selbstwahrnehmung von ADHS-Betroffenen
- Hyperfokus
- Chaos im Kopf (Spielfilm)
- Free the Mind (Dokumentation)
- Russell Barkley - 30 Essential Ideas (Vortragsmitschnitt, englisch)
- Sterblichkeit bei ADHS
- Yoga
- ADHS und Freundschaft
- Eliminationshalbwertszeit
- ADxS.org (Webprojekt)
- Adults with ADHD (Dokumentation, englisch)
- MEDICE Arzneimittel Pütter (Pharmaunternehmen)
- Entwicklung der ADHS
- Cordula Neuhaus
- Rückversicherungsverhalten
- Buspiron
- Takeda Pharmaceutical (Pharmaunternehmen)
- The Indigo Evolution (Dokumentation)
- Edward Hallowell
- Wie fühlt sich ADHS an? (Kurzdokumentation)
- Wender Utah Rating Scale
- Franjo Grotenhermen
- Impulsivität
Einzelnachweise
- ↑ http://clinicaltrials.gov/show/NCT00573248
- ↑ http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/8128/pdf/Freidok_Holzner.pdf
- ↑ http://www.futureofchildren.org/futureofchildren/publications/docs/22_01_09.pdf
- ↑ https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/101350/Rauchen-in-der-Schwangerschaft-erhoeht-ADHS-Risiko-der-Kinder
- ↑ "Does treatment of Attention Deficit Hyperactivity Disorder (ADHD) enhance response to smoking cessation intervention in ADHD smokers? A randomized trial"